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Bootswerft - Bootshaus Görrissen

Bootswerft mit Tradition

Seit 1926 im Dienst des Wassersports.

Mit gerade einmal 21 Jahren gründete Wilhelm Görrissen in Geltow, im heutigen Ortsteil Wildpark-West, seinen Werftbetrieb mit dem dazugehörigen Bootsplatz „Wochenend“. Wilhelm, Sohn eines echten Kap-Horniers, wurde am 27. November 1905 in Berlin Nikolassee geboren. Seine Bootsbaulehre absolvierte er dann in Potsdam und der Meistertitel ließ nicht lange auf sich warten. Der Anfang seines kleinen Betriebs war jedoch schwer und mehr als entbehrungsreich.
1928 wurde eine große Bootshalle gebaut, welche seitlich Kammern zum Übernachten für Kunden aufweisen konnte. Während der Anfangszeit wurden in dem kleinen Werftbetrieb 15 m² und 20 m² Rennjollen gebaut, welche von Wilhelm ständig auf Regatten gesegelt wurden. Bei den Deutschen Meisterschaften 1933 wurde der Bootsbaumeister 4. von 56 Schiffen. Einige Jahre später war für Wilhelm jedoch Schluss mit dem aktiven Segelsport, denn es folgte die Einberufung zur Marine. Von der französischen Atlantikküste wurde Wilhelm zur Stabskompanie der Marine OKM in Berlin Treptow versetzt. Somit war er mehr oder weniger „Außenschläfer“, konnte also die Nächte auf seiner Werft verbringen. Zum Ende des Krieges hin folgten die Stationen Heiligendamm und Kappeln, ehe Wilhelm nach kurzer Kriegsgefangenschaft und mehreren fehlgeschlagenen Grenzübertritten (Zonengrenze) zurück nach Wildpark-West an die Havel kehrte. Dort wartete nicht nur seine Frau Gertrud, welche die Werft ohne größere Schäden über den Krieg gebracht hatte, auf ihn, sondern auch die Söhne Wilhelm jr. (geb. 1929) und Jens (geb. 1944). 1947 wurde der dritte Sohn Hein geboren.

Es folgten viele Jahre, in denen das nackte Überleben im Vordergrund stand. Während dieser Zeit mussten die Reparationsleistungen abgewickelt werden: Fast alle vorhandenen Sportboote mussten in einem 1A-Zustand an die Sowjetunion geliefert werden. Dies wurde durch strenge Kontrollen überprüft. Auf der Werft arbeitete man zu dieser Zeit mit 4 Mitarbeitern, um den Befehlen der Russen so schnell wie möglich nachzukommen. Aus dem Raum Werder (Havel) wurden insgesamt rund zwei Güterzüge mit den Schiffen beladen und abtransportiert. Größere Einheiten wurden nach Brandenburg-Havel gebracht und in Binnenschiffe verladen. Nach Aussagen von Augenzeugen kamen die abtransportierten Schiffe nie oder nur in sehr geringer Stückzahl an ihrem damaligen Ziel an (polnischer Widerstand). Nach erfolgter Ausführung der russischen Befehle gab es auf den Werften im Großraum Werder (Havel) fast keine Boote mehr.

Zu dieser Zeit wurde an der Auswanderung nach Amerika gefeilt. Zusammen mit dem Konstrukteur und leidenschaftlichen Segler Kurt Grunewald war alles vorbereitet worden und drei amerikanische Wassersportzentren fielen in die engere Auswahl. Da für jeden Einwanderer eine Kaution hinterlegt werden musste, war die Summe von sieben bis acht Personen von den Bekannten in Amerika jedoch nicht aufzubringen. Nach der fehlgeschlagenen Auswanderung wurden wieder alle erdenklichen Arbeiten ausgeführt und trotz aller Schwierigkeiten begannen zwei Lehrlinge auf der Werft ihre Bootsbaulehre. Einer von ihnen wurde über alte Verbindungen zu Henry Rasmussen in die Werft Abeking und Rasmussen (AR) nach Lemwerder/Niedersachsen verlegt. Es war der älteste Sohn Wilhelms: Wilhelm Görrissen jr. Er hat dort, wie man zu sagen pflegt, die goldene Klinke bekommen und bis zu seiner Rente bei AR gearbeitet.

Ab 1960 wurden auf der Bootswerft Görrissen erst 15 m² und später auch 20 m² große Jollenkreuzer in Leistenbauweise gebaut. Anfang der 70er-Jahre wurde ein 15 m² Jollenkreuzer für die Abnahme einer Polyesterform vorbereitet. In den Jahren bis 1992 wurden über 60 Bootskörper in dieser Form hergestellt.

1970- nach 50 Jahren- wurde der Betrieb an Jens Görrissen den 2. Sohn Wilhelms übergeben. Gleichzeitig wurden von Wilhelm Görrissen weiterhin Obermeistertätigkeiten ausgeführt. Es waren im Großraum ca. 40 Betriebe zusammenzuhalten. Außerdem war Wilhelm Mitglied des Meisterprüfungsausschusses und so gingen zu dieser Zeit viele Prüflinge durch seine Hände.
Diese Arbeiten wurden neben den allgemeinen Belastungen des 2-Mann-Betriebes ausgeführt und waren unter den politischen Gegebenheiten mehr als wichtig.

Nach der Wende wurde viel Arbeit und Geld investiert um auf dem neuen Markt zu bestehen. Ab 1990 wurde das Gelände umfassend erweitert. Es wurden unter anderem ein Büro mit anliegenden Sanitäranlagen und drei neue Stege mit Strom- und Wasserversorgung gebaut. Des Weiteren befindet sich seit 1994 ein fahrbarer Bockkran (bis zu 6t) mit Laufkatze und Verstelltraverse auf dem Gelände und die Bootswerft verfügt über einen Transporthubwagen mit Lagerbocksystem. 1997 gab es hier auf der Werft die erste Solartankstelle für Boote im ganzen Land Brandenburg.

2003 verstarb Wilhelm Görrissen sen. kurz vor Vollendung seines 98. Lebensjahr nach einem arbeits- und erfolgreichen Leben. Eine Ferienwohnung, ein paar Stellplätze für Wohnmobile – dies sind nur einige Dinge, welche die Bootswerft Görrissen zu bieten hat. Mit der Werft hat sich auch die Kundschaft verändert. Kamen damals viele Kunden aus Berlin mit dem Zug ins Grüne, so kann der Bootsplatz heute nicht nur Berliner, sondern auch Kunden aus Bayern, Karlsruhe, Ober- und Unterfranken, Hamburg und vielen anderen Bundesländern zu seinen Gästen zählen. Inzwischen hat der Familienbetrieb einige Kunden, die sich schon seit über 60 Jahren hier an der Havel wohlfühlen.

Boote werden hier schon seit 1992 nicht mehr gebaut, das Repertoire der Arbeiten, die hier noch immer in höchster Qualität ausgeführt werden, ist aber breit gefächert. Die Reparatur von Holz und GFK, aber auch Lackier- und Überholarbeiten und Pflege- und Wartungsarbeiten gehören dazu.

Der Werftbetrieb wurde bis 2018 von Jens Görrissen, seiner Frau Edeltraud und dem gemeinsamen Sohn Sven (geb. 1970, gelernter Bootsbauer) geführt. Anfang des Jahres 2019 wurde die Leitung nun an Sven Görrissen und seine Ehefrau Sandra übergeben. Jens und Edeltraud stehen den Jungunternehmern aber noch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.